Archiv für den Monat: August 2010

Die Therapie mit autologen Abwehrzellen

„Der Arzt Arno Thaller“
im Frankfurter Consilium 

Im Frankfurter Consilium das Wissenschafts-Trio v.l. Doc Marcus Stanton, Prof. Dr. med. habil. Detlev G.S. Thilo-­Körner und der Krebsarzt Arno Thaller

Im Frankfurter Consilium das Wissenschafts-Trio v.l. Doc Marcus Stanton, Prof. Dr. med. habil. Detlev G.S. Thilo-­Körner und der Krebsarzt Arno Thaller

Wir unterscheiden eine spezifische (erworbene) und eine unspezifische (ange-borene) Immunabwehr. Sie haben verschie- dene Aufgaben zu erfüllen und sind gleich wichtig. “Spezifisch” heißt, dass jede Zelle dieses Systems auf ein einziges Ziel hin ausgerichtet ist, z.B. eine Brustkrebszelle zu vernichten. Schon mit einer Leukämiezelle wüsste eine solche Abwehrzelle vermutlich wenig anzufangen, da sie ein gänzlich anderes Aussehen hat, und für Bakterien und Viren wäre sie überhaupt nicht zu- ständig. Sie ist hochspezialisiert und hat alle Vor- und Nachteile eines “Fachmannes”. Zu dieser Truppe zählen die T- und  B-Lymphozyten. Die BLymphozyten verwandeln sich in Plasmazellen und bilden Antikörper, die die Krebszellen für das Komplementsystem und für die zytotoxischen T-Lymphozyten markieren. Diese können die Krebszellen entweder durch Auslösung des programmierten Zelltodes (Apoptose) oder durch einen röhrenförmigen Eiweißkörper (Perforin), also  gleichsam durch “Pfeilschuss”, töten. Zwischen Antikörper-vermittelter (humoraler) und Zell-vermittelter Abwehr herrscht seltsamerweise ein gewisser Antagonismus. Während die zytotoxischen TLymphozyten (TH1-Antwort) die Aggressivität des Immunsystems erhöhen, führt die humorale (TH2-Antwort) nicht selten zu einer Tumor-Toleranz. Durch geeignete Arzneimittel,. z.B. Cox-2-Hemmer, die auch in der Rheumatologie verwendet werden, versuchen wir, das Immunsystem in die rechte Richtung zu steuern. Zur unspezifischen Immunabwehr zählen die Granulozyten, die Makrophagen und die Natürlichen Killerzellen. Sie sind grundsätzlich “Alleskönner”, wenngleich sie bestimmte Schwerpunkte haben. Die Natürlichen Killerzellen sind hauptsächlich zur Beseitigung von Krebszellen und von Virus-infizierten Zellen da. Der weitaus überwiegende Teil der immunologischen Arbeit, wird vom unspezifischen Abwehrsystem verrichtet. Auch im Bereich der unspezifischen Immunabwehr gibt es Zellen, die dem Tumor zugute kommen. Von den Makrophagen sagt man, dass sie den Tumor putzen und dadurch zu seinem Wohlbefinden beitragen. Darum versuchen wir, die Makrophagen durch geeignete Arzneimittel wie H2-Blocker (Cimetidin), ein ansonsten gebräuchliches Magenschutzmittel, zu hemmen. Die meisten immuntherapeutischen Maßnahmen wie die Phytotherapie (z.B. Mistel, Sonnenhut, Taiga-Wurzel), Organtherapie (z.B. Thymuspräparate) und die orthomolekulare Therapie (z.B. Selen, Vitamin A, C und E) stimulieren v.a. das unspezifische Abwehrsystem. Auch Fieber und die Natürlichen Killerzellen gehören zu den unspezifischen Immunstimulanzien. Die Viren tun beides: Sie stimulieren bereits nach wenigen Stunden das unspezifische Abwehrsystem. Dies zeigt sich durch eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur. Wenn dann die Tumorzellen durch den Virus-Infekt zerfallen, dann führt dies auch zu einer spezifischen Immunantwort, die durch die Anwesenheit der Viren verstärkt wird.

Ralf Kollinger & Frankfurter Consilium

Ralf Kollinger & Frankfurter Consilium

Dendritischen Zellen
Die spezifische Immunabwehr wird am wirksamsten durch die Dendritischen Zellen angeregt. Das sind jene Zellen, die die Immunantwort in Gang setzen. Sie bilden die Brücke zwischen angeborenem und erworbe- nem Immunsystem. Sie erkennen die Krebs- zelle, fressen und zerlegen sie, wandern in die Lymphknoten (oder nach neueren Erkennt-nissen eher in das Knochenmark, Prof. Schirrmacher) und “präsentieren” passende Bruch-stücke denjenigen Lymphozyten, die die Natur in weiser Voraussicht schon bereitgestellt hat. Sie warten nur auf dieses Signal, um sich in aktivierte zytotoxische T-Lymphozyten zu verwandeln, das sind Abwehrzellen, die im Thymus reifen und die Tumorzellen im Zweikampf töten. Die Dendritischen Zellen haben eine außerordentliche Wirksamkeit bei Nierenkrebs bewiesen.[18] Bei anderen Krebsarten waren die Erfolge nicht so überzeugend. Nierenkrebs gehört zu den leicht erkennbaren Krebsen. Er ist sehr “immunogen”. Wenn die wunderbare Wirkung auch bei anderen Krebsarten eintreten soll, müssen sie erst erkennbar gemacht werden. Das gelingt am einfachsten durch unsere Viren. Sie gehören so zu den effektivsten Ko-Stimulanzien der Dendritischen Zellen. Dies ist einer der Gründe, warum sich die einzelnen Teile unseres Therapiekonzeptes nicht nur addieren, sondern sogar potenzieren! Die alleinige Therapie mit Dendritischen Zellen bringt im besten Fall bei 30-50% der Patienten einen klaren klinischen Nutzen. Damit ist zwar eine Schallmauer der Immuntherapie durchbrochen worden und aller Grund zur Freude. Im klinischen Alltag aber zeigt sich immer noch häufiger ein Misserfolg als ein Erfolg, wenn man nur auf die Dendritischen Zellen setzt. Darum gehen wir den Krebs mit mehreren Strategien gleichzeitig an. Kombination von Dendritischen Zellen mit Natürlichen Killerzellen Ein ganz neuartiger Versuch, die Therapie mit immunkompetenten Zellen zu verbessern, ist die Kombination von Dendritischen Zellen mit Natürlichen Killerzellen. Der Nachteil der Dendritischen Zellen und ihrer Effektorzellen, der T-Lymphozyten, ist, dass sie nur angreifen können, wenn die Krebszelle auf ihrer Oberfläche Transplantationsantigene bildet (MHC-Epitope). Hat die Krebszelle diesen “Personalausweis”, der meine Nierenzelle von jeder anderen menschlichen Nierenzelle unterscheidet, nicht, dann werden die T-Lymphozyten nicht tätig. Das schränkt ihre Tauglichkeit zur Tumorabwehr ein, denn die Krebszelle zeichnet sich nicht selten durch völligen “Gesichtsverlust” aus. Sie hat diese Antigene, ihren “Ausweis”, verloren und ist zum “Niemand” geworden, sei es, dass sie diese Merkmale an ihrer Oberfläche gar nicht mehr bildet, weil sie im Zuge der Entdifferenzierung so “primitiv” geworden ist, oder dass sie, in Bedrängnis geraten, die Identitätsmerkmale – ähnlich wie die Tumormarker – abschilfert (shedding). Solche gesichtslosen Zellen sind also plötzlich unsichtbar für das spezifische, erworbene Immunsystem geworden. Gott sei Dank sind sie aber immer noch durch das angeborene Immunsystem erkennbar. Dazu zählen die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen). Sie sind eine ganz wichtige Stütze der Tumorabwehr. Mit ihnen begann die eigentliche Ära der “Immuntherapie mit definierten immunkompetenten Zellen”. Rosenberg hat einige Krebse damit zur Rückbildung gebracht. Als Monotherapie ist diesem Ansatz der Erfolg in großem Maßstab jedoch versagt geblieben. In Kombination aber mit den Dendritischen Zellen erfahren diese guten alten Killerzellen in Zukunft vermutlich eine Renaissance. Krebse, die auf die Dendritischen Zellen alleine nicht oder nicht ausreichend angesprochen haben, sind durch die Killerzellen völlig verschwunden. In der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Primärärzten ist eine neue Ära angebrochen. Die Universitäten haben das Wissen und die technische Perfektion. Die Primärärzte aber haben den Blick für das, was jetzt für den Patienten absolut notwendig ist. Sie bilden eine Schicksalsgemeinschaft, sehr zum Wohle der Patienten! Sie kennen den Patienten, sind Tag und Nacht für ihn da. Das schult die Gabe der Beobachtung und den Blick für das Wesentliche. Denn schließlich geht es weniger um “Wissen” als um “Heilung”: Beide Bereiche stehen nicht selten sogar auf Kriegsfuß![19] Darum braucht ein Patient bei seinem Gang durch die Wissensfabrik seinen Hausarzt als tapferen Wegbegleiter! Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich in meiner Praxis die höchste Kunst der Immuntherapie in Zusammenarbeit mit mehreren deutschen Universitäten anbieten kann.

Die Immuntherapie wird in Zyklen durchgeführt.
Der 1. Zyklus dauert 3 Wochen, die darauf folgenden je 2 Wochen. Zwischen den Zyklen ist einePause von ca. 3 Wochen, wo nur noch Viren verabreicht werden. Eine Grundim-munisierung umfasst 4 Zyklen, d.h. sie erstreckt sich etwa über ein halbes Jahr.

Quellennachweis und Literaturverweise

Zur Einführung in diese immunologischen Grundbegriffe, siehe:
Thaller, A., Tumortherapie mit Fieber, Viren und Visualisierung, ein Konzept, das alte Erfahrung, moderne Wissenschaft und die Kraft des Glaubens in sich vereint, in:
Leben mit Krebs, Perspektiven in das 21. Jahrhundert, hrsg. von Heiss, G., Mainz 2001, .
Diese Arbeit basiert auf :
Thaller, A., Tumortherapie mit Fieber und onkotropen Viren unter Leitung der Polymerase-Kettenreaktion zur Erstellung eines “Virogramms” und zur Erfolgskontrolle, Kongressband: Stacher, A., (Hrsg.) “Ganzheitliche Krebstherapie. 5. Wiener Dialog über Ganzheitsmedizin”, 25.-27.3.1999, Wien 2000, S. 256-270 Kugler, A., Stuhler, G. Walden, P., Zöller, G., Zobywalski, A., Brossart, P., Trefzer, U., Ullrich, S., Müller, C., Becker, V., Gross, A., Hemmerlein, B., Kanz, L., Müller, G., Ringert, R.-H., Regression of human metastatic renal cell carcinoma after vaccination with tumor cell-dendritic cell-hybrids, in: Nature Medicine, Vol. 6, No. 3,March 2000.

Bei allen methodischen Mängeln, die dieser Arbeit anhaften, so ist doch kein Zweifel an der Wirk- samkeit der verwendeten Vaccine. Prof. Peters von der Universität Göttingen hat hier wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet.

Thaller, A., Das “Gute” und das “Wahre” …, a.a.O

Begründung der therapeutischen Potenzierungseffekte mittels der bioaktiven Wirkform des Vitamin D-Steoridhormons plus Calzium Dr. med. Heinrich Kremer 2009 – Barcelona

Ralf Kollinger und Dr. med. Heinrich Kremer

Ralf Kollinger und Dr. med. Heinrich Kremer

Bei den neueren publizierten internationalen Studien zu den erst in den letzten Jahren erkannten Breitband-Wirkungen durch Vitamin D3 / Calcium 2+-Substitution handelt es sich ganz überwie- gend um ecologic and observational studies sowie prospektive Kohortenstudien mit z.T. sehr großen Populationen zur Prävention eines breiten Spektrums inflammatorischer Erkrankungen sowie von ca. 20 der häufigsten Tumorleiden in USA, Europa und Austra- lien. Außerdem sind einige Studien zur Prävention und Behandlung der Osteoporose durchgeführt worden. Der Tenor ist überein-stimmend: Die aktuelle Empfehlung zur Dosierung (RDA) für Vita- min D3 von 200-600 I.U./Tag liegt zu niedrig. Es besteht jedoch das gleiche Problem wie beispielsweise bei den nicht patentfähigen Naturstoffen der Polyphenole: Es fehlen die Ergebnisse von klinischen Studien z.B. bezüglich der Krebstherapie, im Vergleich zu den sehr überzeugenden Präventionsstudien gibt es nur wenige Pilotstudien zum colorectalen, Brust- und Prostatakrebs. Daraus ergab sich ein schwieriges Problem: Wie lässt sich der therapeutische Einsatz von Vit D3 in der Krebstherapie und bei den zahlreichen inflammatorischen Syndromen in den Praxisstudien begründen, ohne Schaden für die Patienten befürchten zu müssen? Die biologisch aktive Form von Vit. D3 ist ein Steroidhormon. Nun wissen wir bei Brust- und Prostatakrebs, dass die Steroidhormone Östrogene und Androgene, bei diesen Krebsformen die Krebsprogression aktivieren können. Deswegen die therapeutische Hormonblockade bei diesen hormonsensitiven Tumoren in der konventionellen Krebstherapie. Außerdem aktiviert Vit. D die Typ 2-Zytokine TGF-Beta 1 und Interleukin-4, also dieselben Zytokine wie in den Krebszellen. TGF-Beta aktiviert in einem komplizierten Zusammenspiel die Poliamine, die ihrerseits bekanntlich die un- kontrollierte Zellteilung der Krebszellen antreiben. Anderseits hat sich in einigen Studien mit Krebszelllinien und in Tierexperimenten gezeigt, dass Vit. D Krebszellen zur Differenzierung und Ausreifung zu spezialisierten gewebstypischen Zellen zwingen kann. Wie waren diese widersprüchlichen Befunde auf einen therapeutisch sinnvollen Nenner zu bringen? Aus diesem Grund habe ich im Interesse der Kollegenschaft und der therapeutischen Option für die Patienten die Evolutionsbiologie des Vit. D3 analysiert. Das Vit. D3 hat sich als eines der ältesten Hormone bereits vor mehr als 700 Millionen Jahren bei den Mehrzellern gebildet, also zum Zeitpunkt des Auftauchens der ersten Organismen mit echter Gewebsbildung, die definitionsgemäß als Tiere bezeichnet werden. Da diese aber anfangs weder einen Kalkpanzer noch gar ein inneres Skelettgerüst besaßen, kann die evolutionsbiologisch früheste Funktion des Vit. D3 der ersten Mehrzeller nicht von der Kalzium-Phosphat-Regulation des Skelettsystems abgeleitet werden, sondern muss mit der neuartigen Gewebsbildung in Zusammenhang gebracht werden. Das ist in der Tat auch heute noch beim Menschen von entscheidender Bedeutung für Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Diese Schlussfolgerung offenbarte mir den entscheidenden Denkfehler aller Forschungsgruppen, der zum bisher so zögerlichen Einsatz von Vit. D in der Therapie systemischer Erkrankungen geführt hat.

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Begründung der therapeutischen Potenzierungseffekte mittels der bioaktiven Wirkform des Vitamin Dr. med. Heinrich Kremer 2009 – Barcelona