Das Pharmakartell -Wie Patienten betrogen werden

Das Pharmakartell, wie Patienten betrogen werdenFilmbeitrag

„Im ZDF in Frontal 21“
Experten und Insider erheben schwere Vorwürfe gegen Pharmafirmen

Nach Einschätzung von Experten drücken Pharmafirmen zweifelhafte Medikamente auf den Markt – ohne Rücksicht auf deren gefährliche Nebenwirkungen. Das Antidepressivum „Zoloft“ der Firma Pfizer etwa kann Selbstmordtendenzen als Nebenwirkung haben. Das erfuhren deutsche Patienten jedoch zu spät.

Dr. John Virapen

Dr. John Virapen, Pharma-Insider, Exmanager und Autor des Buches “Nebenwirkung Tod”, mit Ralf Kollinger

Der ehemalige Geschäftsführer von Lilly in Schweden, John Virapen, kennt solche Methoden aus eigener Erfahrung. Er geht für Frontal21 erstmals vor die Kamera, berichtet von Vertuschung, gar Bestechung. „Ich bin ein Insider und wegen der Dinge, die ich sage, habe ich viele Feinde“, erklärt er. In einem Banksafe bewahre er Beweise auf. Virapen behauptet, er habe Wissenschaftlern und Behörden Geld gegeben, um Medikamente trotz massiver Nebenwirkungen in den Markt zu drücken.

Bestechen der Zulassungsbehörde
Bei der schwedischen Zulassungsbehörde fand Virapen nach eigenen Angaben einen Wissenschaftler, den er für einflussreich und bestechlich hielt. „Ich hofierte ihn bis zu dem Zeitpunkt, wo ich mich sicher fühlte: Dann habe ich ihn gefragt“, sagt Virapen. „Ich sagte ihm, dass ich wisse, dass er für dieses Medikament zuständig sei und was es kosten würde, die Zulassung zu beschleunigen.“ Der Wissenschaftler habe gelacht, insgesamt 20.000 Dollar gefordert und diese auch bekommen.

Alles lief glatt, so Virapen, bis es bei einer Zulassungsstudie Selbstmordversuche gegeben habe. Danach sei die Studie abgebrochen worden, meint Virapen. „Denn es sah so aus, als ob man die Nebenwirkungen bemerken würde. „

Keine Auskunft zu Nebenwirkungen
Der Pharmakologe und Korruptionsexperte Peter Schönhöfer hält solche Einflussnahme der Pharmafirmen für möglich. „Es ist verständlich, dass Firmen eine Information ‚das Mittel macht Suizide‘ nicht gern haben und sich dagegen wehren und alle Tricks benutzen, um zu verhindern, dass die Information in direkte Warnung an Patienten übersetzt wird“, sagt Schönhöfer. „Und anscheinend waren sie da erfolgreich.“

Der Pharmariese Lilly in Deutschland gibt Frontal21 keine Antwort auf die Frage, ob bei der Zulassung in Schweden Bestechungsgelder gezahlt wurden. Auch zur Frage, wann die Firma von den Nebenwirkungen wusste – keine Auskunft. Schriftlich wird lediglich mitgeteilt, dass für das Unternehmen, „die Qualität seiner Produkte und Sicherheit der Patienten an erster Stelle stehen.“

John Virapen war über 35 Jahre in der pharmazeutischen Industrie tätig. In Schweden war er General Manager von Eli Lilly & Company und wurde in der Markteinführung von mehreren Medikamenten, auch solche mit massiven Nebenwirkungen, beteiligt.

Biografie
Geboren in British Guyana, avancierte Dr. John Virapen , von einem Tür zu Tür-Hochstapler zu einem Pop-Star, von einem pharmazeutischen Vertreter zum Geschäftsführer eines der größten Pharmaunternehmen der Welt. Er gibt zu an der Teilnahme und der Bestechung, sowie das verbreiten von Falschinformationen und Täuschungen beteiligt gewesen zu sein, um den Start von einigen der gefährlichsten Medikamenten zu helfen, sie zu vermarkten. In dem Bemühen, seine Dämonen auszutreiben verrät er die Taktik und die Gefahren ausgehend von der Pharmaindustrie.  So schrieb er das Buch „Side Effects: Death“(Nebenwirkung Tod) und „Medizin Cult“.

Hier geht es zu seinem Buch „Nebenwirkung Tod“